Das erste Foto der Blechmusik-Gesellschaft stammt aus dem Jahr 1908 und zeigt zehn Musikanten (stehend: Heinrich Saigger, Alban Bokhart, Theodor Unsin, Georg Bartenschlager, Alban Karg. sitzend: Hans Negele, Remig Meggenried, Stefan Freudling, Josef Frey, Dirigent Josef Schmid)
Inzwischen haben wir auch herausgefunden, dass es nicht nur einfach ein altes Foto mit den ersten Musikanten unserer Kapelle ist, sondern dass es wirklich unsere Vorfahren sind. Einige heute aktive Musikerinnen und Musiker sind direkte Nachkommen: Bernd Müller, einer unserer Klarinettisten, hat zum Beispiel gleich drei Uropas unter den Gründungsmitgliedern: Alban Karg, Stefan Freudling und Eduard Brenner.
Diese erste Blechmusik-Gesellschaft war von Anfang an ein ernstzunehmender „Verein“, auch wenn die Musikkapelle erst 1988 ins Vereinsregister eingetragen wurde. Unsere Gründungsmitglieder traten nicht nur in Geisenried bei zahlreichen weltlichen und kirchlichen Veranstaltungen, sondern beispielsweise auch in Thalhofen, Marktoberdorf, Ruderatshofen, Aitrang, Unterthingau und sogar in Kaufbeuren, Füssen oder Tussenhausen auf. Es wurde zum Tanz, zur Unterhaltung, bei freudigen und traurigen Anlässen gespielt. Ihr Schriftführer Alban Bockhart notierte neben den Auftritten außerdem gewissenhaft die Einnahmen, die sich aus Gagen für Spielereien und Sammlungen ergaben, sowie die Ausgaben für Noten und Instrumente. Der 1901 gekaufte Bass befindet sich noch heute in unserem Besitz und wird inzwischen als „Spendentuba“ genutzt.
Ihr erster Dirigent Josef Schmid wurde 1944 von Rupert Filser abgelöst. Ihm folgte 1949 Josef Filser für 28 Jahre. Sein enthusiastisches Wesen ist noch so manchen Geisenriedern in guter Erinnerung. Beide Dirigenten, zwei Brüder, bildeten Jungmusiker aus und sicherten so den Fortbestand der Kapelle.
Im Jahr 1952 trat die Musikkapelle Geisenried dem Allgäu-Schwäbischen Musikbund - Bezirk 4 Marktoberdorf bei und nahm zwei Jahre später zum ersten Mal an den Wertungsspielen in Aitrang bei. Heute gehört die regelmäßige Teilnahme an Wertungsspielen seit 1985 mit zu den Höhepunkten in unserem Musikerjahr.
1966 präsentierten wir uns zum ersten Mal in einer einheitlichen Allgäuer Tracht. Unsere heutige Tracht stammt aus dem Jahr 1990.
Bemerkenswert ist, dass die Dirigentschaft in der Kapelle lange in der Familie Filser blieb. So folgten 1977 Alban Filser, 1988 sein Sohn Rupert Filser und im Jahr 2004 bis 2007 Markus Filser, ein Cousin von Rupert und Neffe von Alban. Beide Söhne von Markus, Fabian und Luka-Elias, sind übrigens begeisterte Mitglieder der gemeinsamen Jugendkapelle Leuterschach-Geisenried.
Auch bei Alban Filser und weiteren Musikanten fand in den 1970ern in der heimeligen Stube Unterricht für zahlreiche Bläser statt. Erst in den 1980er Jahren ging man langsam dazu über, die Jugend in der Musikschule Marktoberdorf ausbilden zu lassen. Unter Rupert Filser konnte die Kapelle ihr Leistungsspektrum in den 1990ern erheblich ausbauen.
Im Laufe der Jahre hat sich die Kapelle im Aussehen, der Größe und natürlich auch in der Leistungsfähigkeit durch die professionelle Ausbildung der Jungmusiker und Jungmusikerinnen erheblich verändert. So kam 1988 die erste Frau, Gabi Pfefferle, mit ihrer Querflöte dazu und ergänzte die Kapelle nicht nur durch ihr charmantes Wesen, sondern auch durch eine neue Instrumentengruppe. Da die Kapelle den Frauen nun offen gegenüber stand, kamen nun immer mehr Damen dazu.
Inzwischen sind wir ein bunter Haufen voller musikalischer Vielfalt und freundschaftlicher Verbundenheit. Zur Zeit musizieren rund 70 Musikantinnen und Musikanten in der Stammkapelle, darunter 28 Jungmusikantinnen und -musikanten unter 25 Jahren, 39 Männer und 39 Frauen. Unser jüngstes Mitglied ist 18 Jahre, unser ältestes 71 Jahre alt. Seit 2007 liegt die musikalische Leitung bei unserem Dirigenten Andreas Grandl, der uns immer wieder neu herausfordert.
Unser Repertoire erstreckt sich von traditioneller bayerischer Blasmusik, über böhmische Stücke, Unterhaltungsliteratur bis hin zu konzertanter und symphonischer Blasmusik. Aktiv ist die Musikkapelle bei kirchlichen Anlässen, zahlreichen Veranstaltungen innerhalb und außerhalb des Dorf- und Vereinelebens, Festumzügen und dem Jahreskonzert in unserer Mehrzweckhalle.
Im Jahr 1998 richtete die Musikkapelle Geisenried das 31. Bezirksmusikfest im Bezirk 4 Marktoberdorf aus, welches wir an fünf Tagen feierten. In diesem Jahr wurde uns auch die PRO-MUSIKA-Plakette für das 100-jährige Bestehen unserer Kapelle verliehen.
Wenn sich die Musikapelle Geisenried aus dem Jahr 2023 doch in vielen Dingen von der Gründungskapelle von 1898 unterscheidet, so sind dennoch die wichtigsten Werte dieselben geblieben: Wir schätzen uns gegenseitig wert, können uns, wenn es darauf ankommt, aufeinander verlassen und sind allesamt vereint in unserer Freude am gemeinsamen Musizieren und Feiern. Dieser Zusammenhalt und die gute Führung durch unsere Vorstandschaft unter Alban Filser und Florian Knestel gibt uns jede Menge Antrieb, dass 50. Bezirksmusikfest des ASM Bezirk 4 vom 29. Juni bis 2.Juli 2023 bestmöglich vorzubereiten. Zu diesem Anlass danken wir auch unseren jahrelangen Gönnern und aktuellen Möglichmachern!
Wir freuen uns auf euer Kommen!